Idee und Ziele des EU-Projekts

„Sustainable preaching“ beinhaltet zwei unterschiedliche Aspekte: 1) Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Frieden und die Integrität der Schöpfung zu predigen, und 2) dies so tun, dass es eine bleibende Wirkung erzielt. Die Trias Gerechtigkeit, Frieden und Integrität der Schöpfung ist dabei der christlich-kirchliche „Counterpart“ zu den ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Aspekten der Nachhaltigkeit, die auch Generationen übergreifend gedacht werden müssen. Das Projekt wird wesentlich von der Annahme getragen, dass die damit gegebene christlich-kirchliche Rückbindung des Prinzips der Nachhaltigkeit eine starke Motivation (Empowerment) darstellt, sich den Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes zu stellen.

Die Idee hinter »sustainable preaching« weist weit über die Ansätze einer »Green Bible« hinaus, die »nur« diejenigen Bibelstellen farbig druckt, die etwas mit der Integrität der Schöpfung zu tun haben. Anregungen zum Predigen werden nicht gegeben. Sustainable-preaching nimmt genau dieses Desiderat in den Blick und stellt sich mit Blick auf die Erwachsenenbildung dieser Fragestellung: Welche Impulse können mit biblischen Texten konkret zu Gerechtigkeit, Frieden und die Integrität der Schöpfung gegeben werden? Wie kann das in der Erwachsenenbildung aufgegriffen werden, wie in kirchlichen Kontexten? Darüber hinaus kommt bei »sustainable preaching« dem Netzwerk-Ansatz eine wichtige Rolle zu: Die Herausforderungen können nur gemeinsam von Alt und Jung, West- und Ostkirche und Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern in Angriff genommen werden.

Der Antragsteller, das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Ev. Kirche in Hessen und Nassau, hatte mit der Orthodoxen Akademie auf Kreta von Anfang an eine Kooperationspartnerin, die über ihr Institut für Theologie und Ökologie fachliches Know-how und natürlich den erweiterten Aspekt einer orthodox-religiösen Einrichtung mit in die Entwicklung und Durchführung des Projekts einbrachte. Dies ermöglichte vielfältige Lernprozesse im Projekt selbst, z.B. die Wahrnehmung, dass die orthodoxe spirituelle Tradition nicht einfach mit westlich-religiösen Zugangsweisen kompatibel ist, so dass der Schwerpunkt des Projekts weg von der Übersetzung von Predigthilfen und hin zu einer Begegnung »Face to Face«1) verschoben wurde – ein wichtiges Ergebnis der Projektbesprechungen (meetings of the executive board) bereits im Vorfeld der zentralen Tagung an der Orthodoxen Akademie auf Kreta im September 2023. Während der Tagung konnte dieser Aspekt des sich gegenseitigen Wahrnehmens in der interkulturellen Begegnung (»Face to Face«) seine fruchtbare Wirkung in der Praxis erweisen. Die Tagung war so durch vielfältige gelungene Diskurse auf ganz unterschiedlichen Ebenen der Begegnung gekennzeichnet.

Auf diesen Impulsen aufbauend wurde eine weitere Tagung an der Abtei Niederaltaich im April 2024, also kurz vor Projektende, organisiert, die zusätzlich russisch-orthodoxe Elemente der Erwachsenenbildung und das monastische Leben einbrachte, das bereits auf Kreta überraschend als wichtiges inspirierendes Element erschien.

Praktisch-theologische Schwerpunkte aus einem eher universitären Umfeld, Tätigkeiten an einer Akademie und Leben in einem Kloster sind damit fruchtbare Beziehungen eingegangen. Gelungen sind die Diskurse auch deswegen, weil sich junge Menschen aus Deutschland, Griechenland und Ungarn – einem assoziierten Projektbegleiter – engagiert füreinander interessierten und miteinander ins Gespräch kommen konnten.

Dem Projekt „sustainable preaching“ ist es damit gelungen, der Erwachsenenbildung an einer orthodoxen Akademie, in einem monastischen Leben und bei der religiösen Bildung eines Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, der Antragstellerin, wichtige neue Impulse hin zu mehr Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu geben und dies einem erweiterten europäischen Adressat*innenkreis zur Verfügung zu stellen. Wie die Erfahrungsberichte zeigen, hat es die Teilnehmer*innen motiviert, sich zukünftig intensiver mit dieser Thematik zu beschäftigen und sie in die Gestaltung der Lehre (Universität Frankfurt) und des eigenen Lebenswegs einfließen zu lassen. Und es hat andere ermutigt, das Projekt weiter zu führen, auszudehnen, etwa auf die Frage der Liturgie allgemein.

Das Projekt „sustainable preaching“ trägt so innovativ und vielversprechend zur Verständigung in Europa bei, zwischen älteren und jüngeren Menschen, zwischen Menschen aus Ost und West, zwischen Menschen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen. Es hat den Ausführenden ganz neue Perspektiven in der Wahrnehmung und in der Gesprächsfähigkeit über Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit, Frieden und die Integrität der Schöpfung vermittelt.

Dafür sei den Verantwortlichen zur Förderung des Projekts, insbesondere den Mitarbeitenden im NA-BIBB, ganz herzlich Dank gesagt.

1)
Kunstprojekt der OAK – Art project of the OAC – Καλλιτεχνικό πρόγραμμα της ΟΑΚ


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